[bis 1950]

Der Aussenhandel war stets mein Berufsziel. Deshalb habe ich mich 1947 auch entschlossen, an der Hochschule für Welthandel in Wien zu studieren. Auf der Welthandel, wie sie von uns verkürzt genannt wurde, auf der damals noch etwas von der K.u.K. Exportakademie, der Vorläuferin der Hochschule für Welthandel bis zum Jahre 1919, zu spüren war.


[1950 - 1955]

Nach dem Diplom ging ich in die Praxis. Durch die Vermittlung eines mir wohlgesinnten Professors erhielt ich in Wien einen Posten in einer Export-/Importunternehmung, in der ich sehr selbständig arbeiten und den Übergang vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt, das Ende von Kontingentierung, Devisenbewirtschaftung und Kompensationsgeschäften hautnah erleben konnte.

Da ich mein Studium mit dem Doktorat abschließen wollte und mir auf der Hochschule für Welthandel die Stelle einer Wissenschaftlichen Hilfskraft angeboten wurde, beendete ich nach zwei Jahren meine Tätigkeit in der Wirtschaft und begann meine wissenschaftliche Laufbahn. Die Exportförderung war damals wie heute ein wesentliches Thema der staatlichen Wirtschaftspolitik. Ich stellte mir die Frage, in welcher Weise Institutionen unterhalb der staatlichen Ebene ebenfalls zur Förderung des Exports beitragen könnten. Daraus wurde das Thema meiner Dissertation "Exportförderung durch innervolkswirtschaftliche Verbandswirtschaften und Wirtschaftskammern".


[1955 - 1960]

Nach meinem Zwischenstudium in Bologna Center der US-amerikanischen Johns Hopkins Universität 1956/57 kehrte ich nach Österreich zurück und bereitete mich auf meine Zeit nach der Dozentur vor. Aber es kam anders. Ich erhielt ein Fellowship an der Research and Planning Division der Economic Commission for Europe der Vereinten Nationen in Genf und nach etwa einem Jahr eine Anstellung in der Europäischen Freihandelszone EFTA, ebenfalls in Genf. Damit war ich wieder mitten im Aussenhandelsgeschehen. Das dominierende Instrument der EFTA war die Handelspolitik.

Als ich Anfang der 60er Jahre von der EFTA beauftragt wurde, eine Studie über das Thema der Direktinvestitionen zu schreiben, wurde mir bewusst, dass das klassische Exportgeschäfts mehr und mehr durch das abgelöst wurde, was wir heute als Exportmarketing bezeichnen und dass an die Stelle des bloßen Exports von Waren das Internationale Marketing getreten war. Nicht für alle Unternehmungen einer Volkswirtschaft, wohl aber für viele.


[1960 - 1965]

Im Herbst des Jahres 1963 wurde ich auf die Technische Universität Berlin West berufen. Nach den ersten beiden Jahren der Einarbeitung machte ich mich daran, ein Institut für Marketing und Management zu gründen, was damals in zweifacher Bedeutung unüblich war. Erstens war die Unternehmungsführung, das Management noch kein explizites Kapitel der Betriebswirtschaftslehre und zweitens war das Marketing universitär noch nicht vertreten.

Ich beantragte in Berlin die Errichtung eines solchen Instituts und hatte in der Fakultät keine Schwierigkeiten. Bevor es aber zur Gründung kam, erreichte mich der Ruf auf die neugegründete Hochschule in Linz, den ich annahm, weil er mir die einzigartige Möglichkeit bot, nach Österreich zurückzukehren.


[1965 - 1970]

In meinen Berufungsverhandlungen in Wien im Sommer 1966 wurde mir zu meiner Freude die Errichtung eines Instituts für Internationales Marketing an der Universität Linz zugestanden. Es war - worauf ich gerne hinweise - das erste im deutschsprachigen Raum Europas, das die Bezeichnung "Marketing" in seinem Namen trug. Beginnend mit 1968 war ich für einen Zeitraum von 11 Jahren Professor an der Diplomatischen Akademie Wien.


[1970 - 1975]

Im Zuge der Universitätsreform 1970 wurde der Name abgeschafft und durch Institut für Handel, Absatz und Marketing ersetzt. Trotz meiner Betrübnis und trotz meines Protests gelang es mir nicht - auch nicht mit der massiver Unterstützung der oberösterreichischen Industrie - den alten Namen zu erhalten.

Es folgten mehrwöchige Studienreisen in alle fünf Kontinente, deren Früchte ihren Niederschlag in meinen Lehrveranstaltungen und Vorträgen innerhalb und außerhalb der Universität fanden. Im Laufe der Jahre erhielt ich zahlreiche Einladungen zu Vorträgen und Seminaren im In - und Ausland.

Das Studium des Marketings an der Universität Linz war sehr praxisnahe gestaltet und zeichnete sich insbesondere dadurch aus, dass aktive Lehrmethoden, also Planspiele, Fallstudien und Projektstudien bevorzugt eingesetzt wurden. Ab 1970 war ich fast 25 Jahre lang Mitglied des Herausgeberbeirates der im Handelsblattverlag Düsseldorf erscheinenden Zeitschrift Absatzwirtschaft, die mit Abstand die weitverbreitetste Marketingzeitschrift Deutschlands ist.


[1975 - 1980]

Im Sommer 1975 wurde ich zum Dekan der Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlichen Fakultät gewählt und hatte die Aufgabe, im nachfolgenden Studienjahr die Fakultät in eine Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät und in eine Rechtswissenschaftliche Fakultät zu teilen.

In dem Bestreben, die Theorie mit der Praxis zu verbinden, habe ich im Jahre 1979 den Marketing Club Linz gegründet und einige Jahre später das Marketing Forum Linz geschaffen.

Die Wirtschaftskammer Oberösterreich, damals unter der Präsidentschaft von Rudolf Trauner Senior, erteilte dem Institut im Jahre 1979 den Auftrag, eine empirische Studie über das Exportverhalten der exportierenden und der nicht- exportierenden produzierenden Unternehmen zu erstellen. Auf der Basis einer Untersuchung von 2.174 Betrieben wurden ein aktives, dezentrales Exportförderungsmodell vorgeschlagen.


[1980 - 1985]

Im Jahr 1980 hatte ich die Idee, an der Universität, in Ergänzung zu der angelaufenen Studie, einen Exportlehrgang zu errichten, der sich nicht an reguläre Studenten, sondern an Praktiker wenden sollte. Und zwar mit Unterstützung und in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer. Das Projekt, das innerhalb weniger Monate eine konkrete Gestalt bekam, wurde der Fakultät vorgelegt und nach geringen Änderungswünschen in die Tat umgesetzt. Die oberösterreichische Wirtschaft nahm das Angebot an. Bis heute haben mehr als 1.100 Teilnehmer diesen ältesten Lehrgang der Johannes Kepler Universität absolviert.

Die Wirtschaftskammer stand dem Exportlehrgang in der Anfangsphase nicht nur wohlwollend gegenüpber, sondern unterstützte ihn auch finanziell. Das Modell wurde auf andere Bundesländer ausgedehnt und in der Bundeswirtschaftskammer, als Organisationsdrehscheibe eine Exportakademie eingerichtet, deren Aufgabe es war, die Lehr- und Prüfungsprogramme der Lehrgänge auf den Universitäten der Bundesländer zu koordinieren.

Der sich abzeichnenden Entwicklung vom traditionellen Exportgeschäft über das Exportmarketing zum Internationalen Marketing widmete ich mein Buch über das Internationale Marketing. Es erschien 1981 im Verlag Trauner.

Um auch den Studenten des vollakademischen Studiums die Möglichkeit zu geben, internationale Aspekte der Unternehmensführung und des Marketings kennenzulernen, beantragte ich die Errichtung neuen Wahlfachs, nämlich des Faches Export und Internationales Marketing.

1982 trat ich eine Studienreise an, die 6 Wochen dauerte und mich über den indischen Subkontinent nach Südostasien und Australien führte. Es war eine sehr anstrengende, aber unerhört wichtige Reise für meine weitere Tätigkeit an der Universität. In jeder der 11 besuchten Städte hielt ich mich vier Tage auf und besuchte jeweils Universitäten, die Handelsdelegierten oder Botschaften und zahlreiche Unternehmen, die mit Österreich im Geschäftsverkehr standen.

In Folge wurde ich von der Bundeskammer eingeladen, in einer Reihe von zehn Seminaren in Schloss Hernstein vor über 90 Handelsdelegierten über das Internationale Marketing zu sprechen.

Seit dem Beginn der 80er Jahre war ich für einen Zeitraum von über 20 Jahren als Konsulent einer Schweizer Unternehmung für Fragen der internationalen Kreuzfahrtindustrie tätig.


[1985 - 1990]

Als die Wirtschaftsuniversität in Wien den Ansturm von Studenten der Studienrichtung Handelswissenschaften kaum mehr bewältigen konnte, nutzte ich die Gunst der Stunde und bot dem damaligen Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, Dr. Erhart Busek an, zur Entlastung auch in Linz eine solche Studienrichtung einzurichten. Es gelang. Linz bekam sie, die Studienrichtung Handelswissenschaft.

Im Sommer des Jahres 1988 wurde ich für eine zweijährige Funktionsperiode zum Rektor der Johannes Kepler Universität Linz gewählt und übernahm das Amt - dem in Österreich geltenden Gesetz entsprechend - nach einer Periode als Prärektor im Herbst 1989.

Als im Herbst 1989 an den Ostgrenzen Österreichs - völlig überraschend - der Stacheldraht und die Minenfelder verschwanden und der Eiserne Vorhang fiel, nahm ich sofort Kontakt mit einigen Universitäten in Ost- und Mitteleuropa auf und schloss Partnerschaftsverträge mit 11 Universitäten in Tschechien, Ungarn, Polen und in der Slowakei.

In der Österreichischen Rektorenkonferenz leitete ich den Ausschuss Europäische Integration und war Mitglied des Ausschusses für die Errichtung von Fachhochschulen in Österreich.


[1990 - 1995]

Als Rektor nahm ich bereits 1990 Kontakt mit Dr. Helmut Sohmen in Hongkong auf und wurde später Mitglied des Beirates der Sohmenstiftung.

Ein besonderer Höhepunkt meiner Amtsperiode war die Donaurektoren-Konferenz 1991, an der 60 Rektoren beziehungsweise deren Vertreter aus sieben Donauländern teilgenommen haben.

Der Komponist Helmut Rogl widmete mir - gleichzeitig auch dem Dirigenten des Universitätsorchesters - seine Komposition Kepleriana, eine Intrada, die am 8. Juni 1991 anlässlich des Jubiläumskonzerts des Universitätsorchesters uraufgeführt wurde.

Anfang der 90er Jahre veranstaltete ich für Assistenten und Studenten ost - mitteleuropäischer Universitäten Sommerakademien in Gmunden am Traunsee in Oberösterreich und für Professoren aus diesen Ländern einige Jahre hindurch so genannte Marketingwochen.

Erstmals im November 1992 fand eine Marketingwoche Linz statt, an der bereits 21 Professoren aus Ost- und Mitteleuropa teilnahmen. Da die Veranstaltung sehr erfolgreich war, wurde sie 1993 und 1994 fortgesetzt.

Im Auftrag der Vereinigung Österreichischer Industrieller wurde 1992 von einem renommierten Markt- und Meinungsforschungsinstitut eine Studie über Universitätsinstitute in Österreich durchgeführt. Unter den 400 in Frage kommenden und unter 63 bewerteten Instituten nahm mein Institut den 1. Platz ein.

Im Herbst 1993 wurde ich zum Präsidenten der Österreich Kooperation in Wissenschaft, Bildung und Kunst gewählt, dessen vordringliche Aufgabe die Betreuung von rund 170 österreichischen Lektoren der deutschen Sprache im Ausland war. Dieses Amt habe ich im Jahre 1996 aus Gründen der Arbeitsüberlastung zurückgelegt.

1994 wurden zwei Forschungsstellen gegründet. Eine für Tourismus und Freizeitwirtschaft und eine für Handel. Es war das Ziel dieser beiden Institutionen, die angewandte Forschung der oberösterreichischen Wirtschaft auf diesen beiden Gebieten zu intensivieren.

Im Sommer 1994 wurde der LIMA-Club formell als Vereinigung der Absolventen des Institut für Handel, Absatz und Marketing gegründet, der zuvor schon als informelle Gruppe bestand. Bereits einige Jahre zuvor bestand mit dem Magazin LIMA-Info regelmäßiger Kontakt zu den mehr als 1.400 Absolventen des Instituts. Im Frühjahr 1995 wurde ich als Senatsbeauftragter für Ost- Mitteleuropa der Universität Linz bestellt.


[seit 1995]

Im Jahre 1998 wurde ich zum Mitglied und ein Jahr später zum Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats des Christian Doppler Fonds Salzburg bestellt. Diese Funktion habe ich nach dem internationalen Symposium "200 Jahre Christan Doppler" im Jahre 2003 niedergelegt.

1999 wurde ich vom Rektor der Johannes Kepler Universität eingeladen, an der Gründung des Kepler Alumni Clubs der Universität mitzuwirken. In diesem Jahr war ich auch Vorsitzender des Evaluierungsausschusses für den Lehrgang Werbung und Verkauf der Wirtschaftsuniversität Wien.

 

Im Laufe meines akademischen Lebens habe ich vier Rufe erhalten. An die Technische Universität Berlin, die Johannes Kepler Universität Linz, die Universität Nürnberg und die Wirtschaftsuniversität Wien. Meine Bücher "Internationales Marketing" und "Skizzen zum Marketing" wurden auch in die tschechische Sprache bzw. in die ungarische Sprache übersetzt. Teil meiner etwas mehr als 200 Publikationen, war eine Buch- und Broschürenreihe in der bisher 6 Bücher und 20 Broschüren erschienen sind.